Bei Focus Online Money erschien am gestrigen Tag ein guter Artikel zu den erheblichen Vorteilen von so genannten „Nettopolicen“ bei Versicherungen. Hier der Link. Im Gegensatz zur echten Nettopolice, bei der keine Abschluss- und Vertriebskosten erhoben werden und somit auch keine Vermittlungsprovisionen fließen, erheben die Versicherer bei üblichen Produkten solche Kosten und zahlen sehr wohl Provisionen. Die Kostenvorteile in der Nettowelt sind ganz erheblich und verzinsen sich gerade bei der Geldanlage/Altersversorgung um ein Vielfaches bis zum Ende. Der ansonsten gute und fachlich korrekte Artikel könnte den Anschein erwecken, ein Vermittler würde die gesamte Kostendifferenz als Provision verdienen. Dem ist nicht so. Kosten sind nicht gleich Vermittlungsprovision!
Kosten sind nicht gleich Vermittlungsprovision!
Der Focus liefert ein anschauliches Beispiel für eine Rentenversicherung: Ein 40-jähriger investiert EUR 768,65 monatlich in einen Standardtarif und wird dafür nicht garantiert EUR 882,- ab 62 lebenslang als Rente beziehen. Der Kostenvorteil der vergleichbaren Nettopolice liegt bei EUR 16.456,- EUR in 22 Jahren. Für die Vermittlung stehen im Standardtarif rund EUR 9.000,- Provision zu Buche. Üblich sind rund 4-5% der Beitragssumme. Sie werden zu Beginn an den Vermittler gezahlt und dann durch hohe Kostenentnahmen im Versicherungstarif an den Kunden weitergegeben. In den ersten Jahren sind die Kostenbelastungen am höchsten.
Die ausgewiesenen Abschluss- und Vertriebskosten lassen keine Rückschlüsse auf Höhe der Provisionen zu.
Vermittelt werden Versicherungen durch Vertriebsorganisationen, Versicherungsmakler, Generalagenten, Vertrauensleute, Banken und Sparkassen etc. Ein vertrauensbildendes Qualitätsmerkmal zur Wahl des richtigen Beraters könnte z.B. die Bereitschaft zu Offenlegung der Provisionen in Euro sein. Derart kostenbelastete Tarife sind tendenziell teurer sind als ohne Abschluss- und Vertriebskosten.
Die Kosten der Kapitalanlage beachten.
Die klassische Lebens- oder Rentenversicherung ist weitgehend vom Markt verschwunden. Aktuell werden sehr oft fondsgebundene Policen vermittelt. Hierbei fungiert die Versicherung quasi nur als technischer Mantel. Nachdem die Versicherungsgesellschaft ihre Kosten entnommen hat, wird der Restbetrag am Kapitalmarkt investiert. Dazu dienen so genannte „Sondervermögen“ von Kapitalanlagegesellschaften. Besser bekannt sind sie als „Investmentfonds“ oder einfach „Fonds“. Diese Fonds belasten das sich entwickelnde Vermögen mit mehreren Gebührenpositionen. Je aktiver ein Fonds an den Märkten handelt, umso teurer sind hier die ausgelösten Kosten! Regelmäßig vergreifen sich zusätzlich noch die Versicherer am Fondsguthaben. Perfide ist, dass die Kosten auf dieser Ebene sehr hoch werden können. Und dabei sind sie bei Beginn kaum zu erkennen.
Das menschliche Gehirn stößt an Grenzen, wenn es irgendwelche prozentualen Kostenpositionen in Eurobeträge umrechnen soll. Wenn Fonds A z.B Kosten in Höhe von 2% pro Jahr entnimmt und Fonds B nur 0,5%, schlägt diese Differenz im Rechenbeispiel des Focus-Artikels mit rund EUR 50.000,- Ergebnisunterschied bzw. rund EUR 125,- Monatsrente ganz erheblich zu Buche. In der Regel sieht der Vertrieb hiervon nichts. Die Kosten der Investmentfonds verbleiben in den Büchern von DWS, Fidelity, Templeton & Co.