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23. Juni 2021

Garantien kosten Geld!

Garantien kosten Geld:

Wie Riester und bAV betroffen sind.

In der guten alten Sparzeit gab es noch Zinsen. Meine erste Erinnerung an das Wort ‚Zinsen‘ geht auf die Mutter meines Freundes Andreas zurück. Ich hatte zum Geburtstag etwas Geld von Opa bekommen. Es waren 50,- DM. Das war damals unglaublich viel Geld. Ein Siebenjähriger erobert damit die ganze Welt! Jedenfalls sagte Andreas‘ Mutter, ich solle das Geld doch bei der Bank sparen, denn da  würde ich Zinsen bekommen. Und dann am besten noch am „Weltspartag“ Ende Oktober zur freundlichen Frau am Schalter der Volksbank gehen, denn da gab es coole kleine Geschenke dazu: Lineal, Bleistift und so weiter. Gesagt – getan. Sparbuch eröffnet und fortan immer wieder die Spardose geleert und die kleinen Vermögen treu und im Herbst zur Bank getragen. Und richtig Zinsen kassiert. Aus Geld wurde mehr Geld. Ganz von selbst.

Das Sparbuch ist keine gute Entscheidung mehr.

Die Zeiten haben sich geändert. Ich bin älter geworden. Und ein Sparbuch besitze ich lange nicht mehr. Meine Lineale und Bleistifte kaufe ich mir selbst  – wobei ich meistens am PC tippe und weniger mit der Hand schreibe als früher. Zinsen? Im Gegenteil: Es gibt Strafzinsen auf Geld! Die Banken nennen sie höflich ‚Verwahrentgelt‘ oder noch netter. In Wahrheit sind es Minuszinsen auf Erspartes. Das liegt an der Geldpolitik der Zentralbank,  die mittlerweile europäisch geworden ist und den Euro anstelle der D-Mark verwaltet. Die Menge an Geld in unserer Wirtschaft ist so groß, dass die Banken und Sparkassen Zinsen an die Zentralbank zahlen müssen, wenn sie dort Geld anlegen. Und diese negativen Zinsen geben sie dann auch an die Kundinnen und Kunden weiter, die auf ihre Sparguthaben dann ab einer gewissen Höhe der Einlagen oft 0,5% p.a. Zinsen ZAHLEN. Es ist also heute ein Fehler, sein Geld zur Bank zu bringen. Denn zu den negativen Zinsen kommen ja noch steigende Preise für Güter und Dienstleistungen. Das nennt man ‚Inflation‘. Bei einer Inflationsrate von z.B. 2% p.a. und einem Strafzinssatz von 0,5% p.a. verliert ein Guthaben von 100.000,- EUR nach einem Jahr sage und schreibe 2.500,- EUR an Kaufkraft. Nach 5 Jahren sind fast 12.000,- an Kaufkraft verschwunden – aus 100.000,- EUR sind nach 5 Jahren rund 88.000,- EUR echtes Vermögen geworden.

Die Folgen der negativen Zinsen.

  • Häuslebauer freut der negative Zins vordergründig. Darlehen sind billiger den je. Die Preise für Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen und Neubauten haben das längst inhaliert und sind entsprechend  gestiegen. Bei ehrlicher Betrachtung ist das eine Art Nullsummenspiel. Was früher als Zinsen bei der Bank landete, bekommt heute das Bauunternehmen, der Hausverkäufer und die Baustoffhersteller.
  • Geldanleger suchen nach alternativen Geldanlagen, wenn es keine Immobilie sein soll, weil sie zu unflexibel oder zu teuer ist. Dabei kommen Aktien und Anleihen, Edelmetalle und seltsame Dinge wie künstliche Kryptowährungen ohne jede Finanzaufsicht auf das Tableau.
  • Fonds und Versicherungen mit Garantieversprechungen funktionieren bereits heute nicht mehr.

Das Garantiemodell bei der Vorsorge bricht zusammen.

Garantien kosten Geld. Ein Rechenbeispiel mit dem noch aktuellen Rechnungszins von 0,9 % bei klassischen Lebensversicherungen und der Notwendigkeit einer Beitragserhaltungsgarantie zum Ablauf in 30 Jahren bei 100,- monatlicher Beitragsleistung OHNE Kostenbetrachtung. Ziel ist also ein Garantieguthaben von 36.000,- EUR am Ende bei 100,- EUR Sparleistung. Rein mathematisch braucht man bei 0,9% positivem Rechnungszins 87,19 EUR nur zur Garantiebildung. 12,81 EUR stehen für Kosten, Versicherungsrisiko und freie Geldanlage zur Verfügung. Wenn der Rechnungszins ab 2022 dann auf 0,25% gefallen sein wird, kostet die Garantiebildung bereits 96,31 EUR! Kein Versicherer wird für 3,69 EUR seine Kosten und Risiken darstellen können. Strafzinsen gibt es hier zwar noch nicht, aber das Modell ‚Versicherung mit Beitragsgarantie‘ bricht in sich zusammen.

Und davon direkt betroffen sind Riester-Verträge und viele Formen der betrieblichen Altersversorgung. Allianz & Co. haben bereits angepasst oder ziehen sich zurück. Investmentfonds geht es nicht besser. Mathematik gilt für alle und ist immer verlässlich. In einigen staatlich stark unterstützten Formen der Altersvorsorge gilt heute noch die Vorgabe des Gesetzgebers, dass mindestens die eingezahlten Altersvorsorgebeiträge zur Verfügung stehen MÜSSEN. Und das kann der Gesetzgeber im Grunde nicht mehr aufrecht erhalten. Es wird sich ändern – irgendwann bald nach der Bundestagswahl. Man diskutiert bereits ein Garantieniveau von 80% oder ähnlich. Das macht aber nur zeitweilig glücklich. Da nicht zu erwarten ist, dass die Geldmenge ohne Währungsreform aktiv zurück genommen werden kann, wird es bei geringen oder negativen Zinsen bleiben – demnächst vielleicht schon ab sehr viel geringeren Guthaben als heute. Und dann? Dann wird man auch das Garantieniveau bei Riester & Co. immer weiter senken müssen, damit es überhaupt  noch ein Produktangebot gibt.

Umdenken erforderlich.

Im internationalen Vergleich sparen Deutsche mit am meisten. Und sie sparen am wenigstens erfolgreich! Was für die Versicherer und Fonds gilt, trifft jeden Einzelnen gleichermaßen. Das Sparbuch ist tot. Die klassische Lebensversicherung als Altersvorsorge im Grunde auch. Wer mit diesen Lösungen spart und vorsorgt, verliert richtig Kaufkraft. So schön sich ein Garantieversprechen anfühlt, so irreführend ist es heutzutage. Sparer sind gefordert, sich von Sparbuch, Lebensversicherung & Co.  zu lösen. Tagesgeldkonten sollten bestenfalls als Notgroschen-Topf und für die ganz ganz ganz kurze Frist eingesetzt werden. Was wohl die Mutter von Andreas HEUTE sagen würde? Nun, da auch der Weltspartag  verschwunden ist, würde sie als kluge Frau empfehlen, dass ich mein kleines Vermögen in ein gut gemachtes Aktien- und Anleihendepot investiere, damit es sich mehren kann. Garantien waren früher preiswert und ganz okay. Heute sind sie viel zu teuer und dürfen neu bewertet werden. Weitere Informationen zu den aktuellen Strafzinsen der Banken gibt es übrigens ohne Gewähr z.B. hier.

Weitere Informationen zum sicheren Investmentsparen und unsere Lösungen sind hier.

Musikkassette und Sparbuch haben Einiges gemeinsam:

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